Unterer Durchschnitt !!

Oha, schon wieder eine Churchill-Biographie. Es gibt wohl kaum einen weiteren Mann der europäischen Geschichte, über den so viele Biographien erschienen sind, wie über Winston Churchill. Das mag für seinen Stellenwert in der britischen Geschichte sprechen. Aber es heißt auch, die Meßlatte hängt verdammt hoch! Was will man denn noch Neues erzählen? Das wird schwer. Ich schwankte zwischen Neugier und Skepsis.

Franziska Augstein, .... Augstein, das sagte mir doch etwas. Richtig! Sie ist die Tochter des Spiegel-Herausgebers Rudolf Augstein. Damit war schon mal die Frage beantwortet, warum dieses Buch nach seinem Erscheinen so massiv beworben wurde. Da konnte jemand einfach auf seinen Namen und ein verdammt gutes Netzwerk zurückgreifen. Der Inhalt des Buches konnte mich persönlich dann leider nicht überzeugen.

Es bleibt die Frage: Warum eine neue Churchill-Biographie? Sicher, das Buch hat einige interessante Passagen, dafür aber verdammt viele Längen ohne Inhalt. Ich bewerte nicht noch tiefer, da dieses Buch eines nicht ist: ein Heldenepos, eine Glorifizierung. Churchill wird menschlich dargestellt, mit mehr Schwächen als Stärken. Aber mir persönlich ist das alles ohne Tiefgang. Vieles wird nur oberflächlich erwähnt und man muß schon einiges an Vorwissen mitbringen. Für mich ist daher die massive Werbung für dieses Buch nicht gerechtfertigt. Hier macht es allein der Name der Autorin. Schade.

Zu oft wird Churchill nur zum Hintergrund. Eine gefühlte Stunde dem Lebensweg von Konrad Adenauer zu lauschen, nur um dann zu hören, daß er ihm Churchill mal begegnet ist, ist nicht wirklich toll, zumindest nicht für eine Churchill-Biographie.

Ich habe den Kauf nicht bereut, aber eine wirkliche Empfehlung ist der Titel nicht. Man bekommt einen Überblick über den Lebensweg von Winston Churchill, mehr aber auch nicht.

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Brüllen und Miauen

Nach fast zwanzig Stunden Churchill/Augstein ist ein Nietzsche-Zitat unvermeidlich:"Der weiseste Mensch wäre der reichste an Widersprüchen, der gleichsam Tastorgane für alle Arten Mensch hat". Franziska Augstein vermittelt auf packende Weise einen Eindruck von der höchst bewegten Widersprüchlichkeit des Winston Churchill. Das Churchill sich für den Kampf gegen Hitler berufen fühlte will ich gerne glauben und diesen Kampf unter entsetzlichen Opfern und siegreich geführt zu haben gereicht Großbritannien und seinem wohl charismatischsten Staatsmann zu ewigem Ruhm. Den besten Biographien gelingt es dem Menschen und seiner Zeit verstehend näher zu kommen. Wenn der Reichtum an Widersprüchen ein Indiz für Weisheit ist sollte die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte solcherart reicher Menschen die eigene Menschenkenntnis und das Verständnis für die Weltenläufte befördern und bereichern können. Unbedingt hörenswert.

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6 Leute fanden das hilfreich

Ein journalistischer Versuch

So ganz auf dem neuesten Stand der Forschung ist das Werk nicht, bietet aber solide Kost für Interessierte. Ein reine Historikerin hätte das sicher anders geschrieben, vor allem was den Teil der Kriegsursachen des ersten Weltkrieges angeht. Da bleibt Augstein der Erzähllinie der 1980er Jahre treu und macht es sich an dieser Stelle sehr einfach. Daher schleichen sich bei mir Zweifel ein, ob sie in allen Teilen ähnlich gearbeitet hat.
Sie bringt etliche Distanz zwischen sich und Churchill, das ist hilfreich und holt den Menschen Churchill wieder vom Sockel. Insofern ist das Buch eine brilliante Ergänzung zu anderen Biographien. Es ist auf alle Fälle sehr unterhaltsam geschrieben und wird sehr lebendig von Jutta Seifert gelesen.

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